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Clubhouse – Why the hype?

Fabienne Schneuwly
Fabienne Schneuwly
Marketing Manager Europe
Länge
5 Min. Lesezeit
Datum
1 April 2021

Der aktuell hellste Stern am Social-Media-Himmel heisst: Clubhouse. Eine App, die gerade durch die Decke geht. Das können alle bestätigen, die diese Tage durch ihre Feeds auf LinkedIn oder Twitter scrollen. Warum der Hype? Was macht Clubhouse so anders, so besonders?

Das Prinzip hinter der amerikanischen App ist simpel: User können sich in Clubs und Rooms austauschen und diskutieren – oder als Zuhörer:innen dabei sein. Richtig gelesen: Zuhörer:innen. Der grosse Unterschied zu anderen sozialen Medien besteht bei Clubhouse nämlich darin, dass alles auf Audio basiert. Keine Bilder, Kommentare, Likes oder Videos. Warum das funktioniert und welche drei Gründe den Hype um die App befeuern, erklären wir hier.

1. Grund: Exklusivität

Es ist ein cleverer Schachzug der Clubhouse-Erfinder Paul Davison und Rohan Seth: Account anlegen und ab geht’s? Leider nein. Auf Clubhouse kommt allein, wer ein Apple-Gerät besitzt und eine Person kennt, die bereits bei Clubhouse ist. Warum? Die audiobasierte App ist momentan einzig für iOS erhältlich, Android-Nutzer:innen haben das Nachsehen. Und selbst wer ein iPhone besitzt, erhält nur durch schon registrierte Nutzer:innen oder eine persönliche Einladung Zugriff auf die App. Kein Wunder, dass diese Einladungen mittlerweile für Geld angeboten werden.

Die Gründer erklären die Entscheidung zur Exklusivität damit, dass die App noch in der Beta-Phase sei und man den Aufbau langsam angehen wolle. Das mag sein, offensichtlich steckt aber auch eine kluge Strategie dahinter. Artificial Scarcity oder künstliche Verknappung besagt: Ein Produkt ist umso attraktiver, je seltener es ist. Das trifft auch auf Clubhouse zu. Natürlich will jede:r dabei sein und zum auserwählten Kreis gehören. Die altbekannte FOMO (Fear of Missing Out) setzt ein. Wer zu den Glücklichen gehört, die ein Apple-Gerät besitzen und eine Einladung erhalten haben, steht schliesslich vor der Wahl: Ablehnen und draussen bleiben oder alle Bedenken um den Datenschutz (Clubhouse erhält per default Zugriff auf alle im Handy eines Users gespeicherten Telefonnummern) in den Wind schlagen und sich rein ins Getümmel stürzen. Welcome to the club!

2. Grund: Interaktivität

Es ist ein Fakt: Wir leben heute in einer vernetzten Welt. Noch nie war es so einfach, mit Marken und Menschen in Kontakt zu treten. Eine Präsenz auf den sozialen Medien ist mittlerweile Pflicht für jede Brand und jede öffentliche Person. Mit Emojis, Kommentaren, Posts, Stories etc. können Ansichten und Meinungen geteilt werden. Clubhouse geht hier sogar noch einen Schritt weiter. Da der Austausch auf der App via Stimme erfolgt, wird das Gefühl der Nähe verstärkt. Als ob man miteinander telefonieren oder nebeneinander sitzen würde. In Echtzeit kann man Thomas Gottschalk und Sascha Lobo dabei lauschen, wie sie sich über ihren Tag unterhalten. Und wer den Mut hat, kann sich als Speaker:in melden und mit etwas Glück am Schwatz teilnehmen. Mehr Interaktivität geht kaum.

3. Grund: Spontanität

Clubhouse wird häufig als eine Art Live-Podcast gesehen. Das stimmt hinsichtlich der Tatsache, dass beides Audio-only Formen sind. Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied: Zu einem Podcast gehört Vorbereitung, Clubhouse ist komplett spontan. Man kann sich von Club zu Club und von Room zu Room hangeln und auch wenn man sich für längere Zeit am gleichen Ort aufhält, bleibt die Dynamik: Themen wechseln, User kommen, User gehen. Kein Gespräch wird aufgezeichnet, diese Funktion gibt es in der App (noch) nicht. Entweder man war da oder man hat es verpasst. FOMO lässt grüssen.

Leider wächst genau dadurch auch die Angst und das Potenzial, dass sich Hate Speech auf Clubhouse ausbreiten könnte. Ein Hass-Kommentar auf Facebook oder ein Hass-Post auf Instagram können festgehalten werden. Bei einer gesprochenen Aussage ist das so leider nicht möglich. Zwar gibt es die Möglichkeit, einzelne User zu melden, aber ob das reicht?

Clubhouse und Corona

Alles in allem ist es ist kein Wunder, dass Clubhouse ausgerechnet jetzt die Welt im Sturm erobert. Die App passt perfekt zur aktuellen Situation. Draussen beherrscht Corona den Alltag, drinnen sitzen die Menschen und haben Langeweile und Zeit. Und sie sehnen sich nach Austausch, nach Nähe, nach Stimulation. Alle diese Bedürfnisse befriedigt Clubhouse. Wir schauen im Home Office bereits den ganzen Tag auf den Bildschirm, da kommt es als angenehme Abwechslung, in der Mittagspause und abends nach der Arbeit Clubhouse zu öffnen und während des Essens, Putzens oder Spazierens unterhalten zu werden, ohne auf einen Screen starren zu müssen.

Und jetzt?

Die Audio-App Clubhouse ist aktuell in aller Munde. Im wahrsten Sinne des Wortes. Das hat sie einem optimalen Mix aus Exklusivität, Interaktivität und Spontanität zu verdanken. Und der Coronakrise. Noch mag Clubhouse in den Kinderschuhen stecken, doch bereits stellen sich grundlegende Fragen: Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Wie mit der Kontrolle? Gespannt dürfen wir auch sein, wie die Platzhirsche Facebook, Instagram und Twitter auf den Hype reagieren werden. Eines ist jedenfalls sicher: So schnell wird Clubhouse nicht aus unseren Feeds verschwinden.

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