Roadmap für KI im Commerce: Heute, morgen & in den nächsten zehn Jahren
Das Tempo der KI-Innovation ist atemberaubend und kann für Handelsunternehmen schnell das Gefühl erzeugen, in einem Wirbelsturm neuer Tools und Trends gefangen zu sein.
Noch herausfordernder ist, dass der Hype oft das überdeckt, was für Ihre Marke heute tatsächlich möglich (und profitabel) ist.
Der Schlüssel liegt darin, mit klarer Intention vorzugehen und sich auf praxisnahe Anwendungen zu konzentrieren, die Momentum aufbauen, einen einzigartigen Vorteil schaffen und Sie Schritt für Schritt auf die Zukunft des Commerce vorbereiten.
Worauf sollten sich führende Handelsunternehmen also jetzt vs. in Zukunft konzentrieren? Basierend auf den Erfolgen (und Misserfolgen), die wir bei DEPT® gesehen haben, finden Sie hier einige sofortige, in den nächsten zwölf Monaten umsetzbare und zukünftige KI-gestützte Shopping-Initiativen für Marken.
Heute: Bestehende KI-Features nutzen
Das „Heute“ der KI bedeutet, Tools einzusetzen, die bereits verfügbar sind – und die sich schnell zu einem Standard für alle wettbewerbsfähigen E-Commerce Unternehmen entwickeln. Sie bilden die Grundlage für mehr Effizienz und Kundenorientierung.
Chatbots: Die heutigen Chatbots sind fortschrittlich, dialogfähig und markenbewusst. Sie können den Kundenservice verbessern und sofort auf spezifische Produktfragen antworten – was zu informierten Nutzer:innen und höheren Conversion Rates führt. So hat DEPT® zum Beispiel essence dabei unterstützt, „Kenna“ zu entwickeln – eine KI-gestützte Beauty Assistentin, die Produkte empfehlen und Tipps geben kann.
Next-best offers (NBOs): Das Prinzip ist einfach: KI ist besser als die Standardfunktion „Empfohlene Produkte“. Bei der Implementierung eines KI-gestützten NBO-Modells für eine große Beauty-Marke haben wir einen Umsatzanstieg von 500 % aus NBO-getriebener Kommunikation im Vergleich zu Massen-Promotions verzeichnet.
Integrierte Plattform-Features: Jede große Commerce-Plattform arbeitet daran, die besten KI-Tools für ihre Kund:innen bereitzustellen. Salesforce bietet AgentForce, Shopify hat Magic und BigCommerce entwickelt seine Plattform für eine agentische Zukunft neu. Diese Tools ermöglichen eine schnellere Einführung und individuelle Anpassung – ganz ohne langwierige „Build or Buy“-Prozesse. Der beste Ansatz: Nutzen Sie die Features, die bereits in Ihrer Commerce-Plattform verfügbar sind.
Die Zero-Click Realität: KI-gesteuerte Suchmaschinen beantworten immer häufiger Anfragen direkt – was organischen Traffic unsicherer macht als je zuvor. Marken müssen daher Strategien entwickeln, um ihre Produkte in diesen neuen Ökosystemen auffindbar und begehrlich zu machen. Das bedeutet: Produktdaten für Voice Search, Rich Snippets und andere On-SERP-Features optimieren. Unser Deep Dive zu Zero-Click Suchen ist Pflichtlektüre für jede:n CMO, der oder die den Traffic zukunftssicher gestalten möchte.
Content Creation zur Lösung wachsender Commerce-Probleme: Nicht jedes KI-generierte Asset ist ein Volltreffer. Viele jedoch schon – etwa bei Otrium, wo „Ovatars“, KI-gesteuerte, digitale Models, entwickelt wurden, um unverkaufte Fashion-Artikel zu präsentieren. Diese Lösung behebt das Problem, dass nicht für jedes Produkt ein Model verfügbar ist, und belebt gleichzeitig vergangene Kollektionen. Ein einzigartiger Ansatz für ein branchenspezifisches Problem.
Morgen: Einen proprietären Vorteil schaffen
Das „Morgen“ der KI erfordert ein Stück Selbstreflexion.
Hyper-Personalisierung kann – wenn sie nicht durch eine starke Markenidentität geleitet wird – schnell zu einer Identitätskrise führen. Versuchen Sie, alles für alle zu sein? Oder sind Sie bereit, bewusst bestimmte Zielgruppen zu verlieren, um von Ihrer Kernzielgruppe wirklich geliebt zu werden?
Der Schlüssel liegt darin, nach innen zu schauen und die einzigartige DNA Ihrer Marke zu verstehen. Darauf aufbauend gilt es, einen proprietären KI-“Schutzwall” zu entwickeln – etwas, das Wettbewerber (selbst große Sprachmodelle wie ChatGPT) nicht ohne Weiteres kopieren können. Stellen Sie sich die Frage: Welches Wissen, welche Daten oder welche Expertise besitzt unsere Marke, die sonst niemand hat?
Zwei Beispiele, um dies zu veranschaulichen:
Für eine Premium-Küchenmarke: Stellen Sie sich einen AI-„Pantry Concierge“ vor. Ein:e Kund:in gibt die Zutaten ein, die sie oder er noch zu Hause hat – Hähnchenbrust, eine einsame Karotte, eine halbe Zwiebel und etwas Reis. Die KI, exklusiv trainiert mit den Tausenden Rezepten der Marke und den spezifischen thermischen Eigenschaften ihres Kochgeschirrs, liefert nicht nur ein generisches Rezept. Sie generiert ein maßgeschneidertes Rezept, optimiert für die 30-cm-Antihaftpfanne der Marke, inklusive exakter Hitze- und Zeitangaben für das perfekte Ergebnis. Das ist die geheime Zutat, die über den ersten Kauf hinaus echte Markentreue schafft.
Für einen Home & Garden-Händler: Stellen Sie sich ein proprietäres Tool wie den „Yard Planner“ vor. Ein:e Kund:in gibt Postleitzahl, Bodentyp und Anzahl der Sonnenstunden ein. Die KI verknüpft diese Daten mit dem tiefen Wissen der Marke über regionale Gartenbaukultur sowie dem eigenen Produktinventar und erstellt daraus ein visuelles Layout plus einen dynamischen 12-Monats-Plan. Sie empfiehlt die besten Pflanzen, berechnet die exakte Menge an Dünger und passt den Bewässerungsplan automatisch an die lokale Wettervorhersage an. Damit löst die Marke ein komplexes, fortlaufendes Problem – auf eine Weise, die Wettbewerber nur schwer nachahmen können.
Das nächste Jahrzehnt: Aufbruch ins Zeitalter des Agentic Commerce
Am Horizont wird es wirklich transformativ. Wir bewegen uns in das Zeitalter des „Agentic Commerce“, in dem KI-Agenten – gestützt auf unsere Vorlieben und Daten – Einkäufe in unserem Namen tätigen.
Der autonome Shopper: Erste Beispiele wie z.B. OpenAIs Operator sind bereits entstanden. Unternehmen wie Google und Amazon experimentieren mit Features, die es KI ermöglichen, Preise zu verfolgen, Verfügbarkeiten zu überwachen und sogar autonom Käufe auf Basis nutzerdefinierter Kriterien zu tätigen. Für Marken bedeutet das: Ihr neuer Kunde ist nicht mehr ein Mensch, sondern ein Algorithmus. Die entscheidende Frage für CMOs lautet: Wie mache ich meine Marke zur bevorzugten Wahl eines KI-Agenten?
Eine Wearable-Revolution: Mit der Weiterentwicklung von Hardware verändert sich auch der Handel. Wearables – von Smartwatches bis zu smarter Kleidung – schaffen neue Datenströme und neue Chancen für Marken. Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der Ihr Trainingsshirt Muskelermüdung erkennt und – mit Ihrer Zustimmung – einen Yogakurs bucht oder sogar einen Proteinshake bestellt. Noch klingt das entfernt, doch Innovationen wie diese werden sich langsam (und dann sehr schnell) durchsetzen.
Ein neues Marketingparadigma: In einer agentischen Welt werden klassische Marketing-Funnel obsolet. Marken müssen Vertrauen aufbauen – nicht nur bei Konsument:innen, sondern auch bei deren digitalen Agenten. Das erfordert ein neues Maß an Transparenz, Datenethik und Markenauthentizität.
Der Weg von „Heute“ zu „Morgen“ ist keine simple Checkliste. Doch er ist keineswegs unerreichbar. Viele der aktuellen KI-Tools sind bereits erprobt und benutzerfreundlich. Wenn Ihr Team sich mit ihnen vertraut macht, können Sie mit der Technologie Schritt halten, sich weiterentwickeln und den Vorsprung im KI-gestützten Handel sichern.