Insights

In Verteidigung des “AI Slop” (und warum schlechte Kunst gut für die Kreativität sein kann)

Heather Bradley
Heather Bradley
Director, Applied AI, Creative
Länge 6 Min. Lesezeit
Datum November 12, 2025
In Verteidigung des “AI Slop” (und warum schlechte Kunst gut für die Kreativität sein kann)


Es ist inzwischen zwei Jahre her, dass wir Will Smith dabei zugesehen haben, wie er verzweifelt versucht, Spaghetti zu essen – und seitdem gleicht unser Feed einem All-you-can-eat Buffet an „AI Slop“. Von herrlich absurd bis schlicht katastrophal: Fragwürdige KI-generierte Inhalte überfluten das Internet.

From the delightful to the downright disastrous, questionable generative content has flooded the corners of the internet. 

Bei DEPT® setzen wir GenAI ein, um kreative Ideen schneller, smarter und auf völlig neue Weise zum Leben zu bringen. Deshalb liegt uns auch ihr Ruf am Herzen. Die Zunahme von “AI Slop” lässt GenAI kaputt wirken. Dabei handelt es sich in Wahrheit einfach um eine junge Technologie.

Also: Ist AI Slop wirklich nur digitaler Unsinn – oder steckt vielleicht mehr dahinter? Und was, bitte schön, könnte an etwas so Schlechtem eigentlich gut sein?

Six different AI generated slop images each one on a white plate

Ein Rezept für “AI Slop”

“AI Slop” gibt es in vielen Ausführungen – von charmant schräg über knallbunt bis hin zu ungenießbar oder sogar gefährlich. Doch die wenigsten dieser Auswüchse sind echte KI-Fehler. Sie sind ein Spiegel der Menschen, die sie nutzen. Wie jedes neue Kreativ-Tool lädt auch GenAI zu Neugier, Chaos und Experimenten ein – mit Ergebnissen, die irgendwo zwischen Kitsch, Fake-Perfektion und seltenen, gefährlichen Fehltritten liegen, die bewusst täuschen oder provozieren sollen.

Der Großteil der KI-generierten Bilder? Das sind Menschen, die ausprobieren, lernen und sich ausdrücken – unperfekt, aber ehrlich. Es ist chaotisch, naiv und zutiefst menschlich. Genau so war Kunst schon immer.

„Schlechte“ Kunst gehört seit jeher zum Menschsein dazu. Und Geschmack ist nun mal subjektiv. Was die eine Person als geschmacklos abtut, hängt die andere sich stolz ins Wohnzimmer: Velvet Elvis. Motivationsposter. Dogs playing poker. KI ändert daran nichts. Sie macht den Prozess nur schneller, lauter und sichtbarer.

“AI Slop” als Zwischenschritt, nicht als Ziel

Jedes kreative Medium hat seine peinliche Phase. Die Programmierer:innen, die neue Tools erschaffen, sind oft ihre ersten – und unbeholfensten – Nutzer:innen. Nur wenige Computer Scientists haben Kunstgeschichte studiert, und nur wenige klassische Künstler:innen tauchen tief in die Welt der KI-Experimente ein.

Die Anfänge des Desktop Publishing brachten uns Photoshop-Katastrophen und Clipart-Monster. Das frühe Webdesign? Grell blinkende Neontexte, unlesbare Schriften und Homepages, auf denen man sich hoffnungslos verirrt hat. Und die ersten 3D-Grafiken? Nun ja – das “Dancing Baby”.

Mit KI ist es nicht anders. Wir stehen gerade erst am Anfang dieser Adoleszenz der generativen Kreativität. Sie steckt voller Potenzial, aber ist noch auf der Suche nach einem eigenen Stil. “Schlechte” Kunst ist nichts Neues. Sie ist nur leichter herzustellen als je zuvor.

Das ist eine Übergangsphase. Geschmäcker verändern sich, Tools werden besser. Vielleicht entwickeln Programmierer:innen ein künstlerisches Auge – oder sie werden von denen überholt, die es schon haben. Viele der heutigen „Slop“-Creator werden in ein paar Jahren auf ihre frühen Werke zurückblicken und sich wünschen, sie hätten sie gelöscht. Und doch: Mit etwas Abstand werden wir vielleicht nostalgisch auf diese Ära des schlechten Geschmacks zurückblicken. Kantige Geocities-Seiten, glitchy 90ies-CGI und verrutschte Raster-Comics galten einst als Stilbrüche – heute feiern wir sie als Ästhetik ihrer Zeit.

Was tun gegen die aktuelle Flut an “AI Slop”?

Ein paar Empfehlungen:

  • Probieren Sie es aus – vielleicht gefällt es Ihnen. “AI Slop” kann geschmacklos sein, ja. Aber “geschmacklos” kann auch Spaß machen, und manchmal sogar Kultstatus erreichen. John Waters hat seine Karriere auf schlechtem Geschmack aufgebaut. Dolly Parton hat aus “too much“ eine zeitlose Marke gemacht. Manchmal liegt die Magie gerade im Übertreiben.
  • Suchen Sie nach der Botschaft dahinter. Der KI-generierte Papst in der Balenciaga Puffer Jacket? Tech Milliardäre als mittelalterliche Monarchen? Ein Star Wars-Trailer im Stil von Wes Anderson? All das sieht aus wie “ AI Slop”, funktioniert aber als Satire – eine kulturelle Kritik im Gewand des Absurden. Wie ein Kultfilm: so schlecht, dass er wieder gut ist.
  • Bleiben Sie wachsam. Der meiste “AI Slop” ist harmlos – aber nicht alles. Manches wird gezielt eingesetzt: für Scams, Fake-Kampagnen oder Deepfakes, die manipulieren sollen. Schlechte Kunst wird gefährlich, wenn sie vorgibt, die Wahrheit zu sein.
  • Keine Panik. Geht die Welt unter wegen schlechter Kunst? Sicher nicht. Die meisten, die “AI Slop” posten, staunen einfach über das, was GenAI kann. Sie sind neugierig, ungeschult, spielerisch – und experimentieren. Und die Geschichte zeigt: Was wir heute als Schrott abtun, kann morgen als Meisterwerk gelten. Van Gogh galt als schlampig. Basquiat als roh. Frida Kahlo als zu emotional. Und doch hat jeder von ihnen unsere Definition von Kunst verändert. Also: Offen bleiben und nicht verurteilen.
  • Machen Sie es besser. Der beste Umgang mit “AI Slop” ist kein Zynismus, sondern selber etwas zu erschaffen. Wenn Sie von “AI Slop” genervt sind, nutzen Sie das als Antrieb. Arbeiten Sie mit der Technologie, nicht dagegen – und gestalten Sie etwas, das Ihrem Geschmack entspricht. Jedes kleine Stück Schönheit verfeinert den Geschmack der GenAI-Kunst.

Ein Hoch auf den Slop

“Slop” war schon immer Teil der Kunst – und Teil des Lernens, Experimentierens und Menschseins. 

Dass heute so viel “AI Slop” entsteht, bedeutet nicht, dass GenAI ein schlechtes Medium ist. Im Gegenteil: Es zeigt, dass Kreativität demokratischer wird. Ja, vieles davon ist hässlich. Manches ist problematisch. Aber “AI Slop” ist vor allem ein Beweis dafür, dass Menschen schaffen wollen. 

Vielleicht ist “AI Slop” also gar kein Problem, das wir lösen müssen. Vielleicht ist es einfach ein Zeichen dafür, dass Kunst – in all ihrer chaotischen, schrillen, wunderbaren Unordnung – lebendig und gesund ist.

Alle Bilder in diesem Artikel wurden mithilfe von GenAI erstellt – mit Ausnahme des tanzenden Babys und der Camera-Obscura Radierung.

On our MIND

ALLE INSIGHTS ANSEHEN