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Was sind eigentlich „natürliche Ankertexte“?

Simon Kasimir Griesser
Simon Kasimir Griesser
Head of SEO
Länge
8 Min. Lesezeit
Datum
1 April 2021

Wer seine Webseite(n) auf den vorderen Plätzen der unbezahlten Google-Websuche platzieren will, muss seinen Content auch extern streuen. Allerdings machen einige Google Updates einer zu unvorsichtig durchgeführten Offpage-Optimierung einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Um ungestraft an Googles Armee vorbeizukommen und die Texte auch für die Leser:innen attraktiv zu gestalten, müssen vor allem „natürliche Ankertexte“ in den Text integriert werden. Doch was sind natürliche Ankertexte eigentlich?

Was ist ein Ankertext und warum werten ihn Suchmaschinen aus?

Mit Ankertext (auch „Linktext“ oder „Anchor Text„) werden die anklickbaren Worte eines Links beschrieben. Führt ein Klick auf „hier“ zu einer neuen Seite, dann ist „hier“ der Ankertext.

<a href=”http://www.meinedomain.de/”>Ankertext</a>

Die einzelnen Teile dieses Links sind:

  • Öffnendes Linktag (<a)
  • Linkziel (http://www.meinedomain.de/)
  • Ankertext (Ankertext)
  • Schließendes Linktag (</a>)

Ankertexte werden häufig so gewählt, dass sie den Inhalt der angelinkten Seite in wenigen Worten zusammenfassen. Wenn eine Seite mit „Google Search Console E-Book“ verlinkt wird, geht es auf der verlinkten Seite mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit (im Groben) um dieses Thema. Das muss allerdings nicht so sein, im Sinne der Usability macht es aber durchaus Sinn, inhaltsbeschreibende Worte als Ankertext zu verwenden.

Da Suchmaschinen genau von diesem letzten Fall ausgehen, werten sie Ankertexte aus. Wenn eine URL häufig zu einem bestimmten Thema (bleiben wir bei Google Search Console) referenziert wird, scheint diese URL für dieses Thema (und u.U. ähnliche oder weitere) relevant zu sein. Denn eine Masse an verschiedenen Webmastern kann sich nur schwer irren. Und diese werden mit hoher Wahrscheinlichkeit sinnvolle bzw. relevante Ankertexte wählen.

Das haben auch SEOs erkannt und nutzen Ankertexte, um die Relevanz einer Webseite für ein bestimmten Suchbegriff zu erhöhen. Soweit zu den Basics.

Ankertextarten in der Übersicht

Häufig werden Ankertexte in folgende Gruppen unterteilt:

  • Brandverlinkungen (z.B. Trust Agents)
  • Domainnamen (z.B. trustagents.de)
  • Keyword Verlinkungen (z.B. SEO Agentur)
  • Keyword + Brand Kombinationen (z.B. SEO Agentur Trust Agents)
  • Sonstige Ankertexte (z.B. auf dieser Webseite, hier nachzulesen)

Besonders die dritte Kategorie, die Keyword Verlinkungen, wurde vor einigen Jahren exzessiv von SEOs genutzt, um das Ranking einer Seite zu optimieren. Hier mal ein Link mit „Möbel“, da noch einer und als kleine Variation „Möbel günstig“ hinterher – blöd war daran nur, dass ein durchschnittlicher Webmaster selten solche Ankertexte gewählt hätte, wenn er/sie (auf freiwilliger Basis) eine Webseite empfehlen wollen würde. Das war aber den meisten SEOs erstmal egal, denn diese Art an Verlinkungen hat wunderbar funktioniert.

Das Spiel wurde soweit getrieben, dass in einem Satz wie „… gibt es in diversen Möbelshops“ nur „Möbelshop“ ohne s am Ende verlinkt wurde, da das Suchvolumen für die Singularversion höher war. Oder: „Gibt es bei Möbel Berlin im Angebot“ – das sah dann teilweise sehr ulkig aus…

Darauf schlagen Pinguine an

Auf was haben es die Google Pinguine also abgesehen? Auf Auffälligkeiten im Backlinkprofil und damit auch bei den verwendeten Ankertexten.

Ich habe eben bereits von „durchschnittlich“ gesprochen – denn genau hier liegt das Problem. Wenn eine Seite überproportional häufig mit Ankertexten wie „Möbel“ empfohlen wird, sieht das unnatürlich aus – einfach dadurch, dass es nicht den Erwartungswerten der Suchmaschinen entspricht. Denn Suchmaschinen wissen aufgrund statistischer Berechnungen, dass es sehr komisch ist, wenn eine URL von verschiedenen Webmastern (zu unterschiedlichen Zeitpunkten) von unterschiedlichen Domains mit exakt denselben Ankertexten verlinkt wird.

Das haben irgendwann selbst die letzten SEOs begriffen und die Taktik angepasst: Vielleicht würde ein durchschnittlicher Webmaster auch mal „domainname“ als Ankertext verwenden und nicht immer nur „Möbel“. Oder eine Kombination aus „domainname“ und einem inhaltsbeschreibenden Wort, z.B. „Möbel bei domainname“. Oder mal gar kein Keyword und nur Wörter wie „hier“ oder „auf dieser Webseite“. Damit wurden Backlinkprofile zumindest ein Stück weit in Richtung „Natürlichkeit“ verändert.

Wenn eine Domain zu viele Links mit Keywords erhält, kann das als Signal gewertet werden, dass manipulative Verlinkungen gesetzt wurden. Oder wenn Linkquellen verwendet wurden, die Qualitätskriterien der Suchmaschinen wider- bzw. nicht den Normalwerten im Web entsprechen.

Was macht denn ein natürliches Ankertextportfolio jetzt aus?

Auf jeden Fall nicht „Möbel“ oder „Möbel Berlin“, sondern Ankertexte, die Erwartungswerten entsprechen und nicht manipuliert aussehen. Viele Webmaster denken bei der Wahl der Ankertexte nicht direkt an SEO, sondern wählen die verlinkenden Wörter intuitiv aus. Damit wird natürlicherweise eine Domain wie trustagents.de häufig mit dem Domainnamen oder anderen Wörtern angelinkt, die den Inhalt beschreiben – aber sehr selten mit exakt denselben.

Wenn ich zehn Leute fragen würde, mit was sie die Startseite von uns beschreiben würden, wäre die Antwort garantiert nie nur „SEO Agentur“ oder „SEO Berlin“ – sondern ein Sammelsurium an Begriffen, die das Thema der Seite mal exakter und mal ungenauer treffen. Wenn man Webmastern Ankertexte vorgibt, dann wird das Ergebnis i.d.R. nicht natürlich. Lasst eure Kooperationspartner:innen eure Seite mit den Begriffen verlinken, mit denen sie wollen und greift nur ein, wenn der Webmaster schon „verSEOt“ wurde und deshalb von alleine nur Keywords verlinkt.

Sind Linktexte wie „hier“, „da“ oder „domainname“ ein Freibrief für meinen Linkaufbau?

Im Web kommt es nicht selten vor, dass Ankertexte wie „hier“ oder das bereits vielfach genannte „auf dieser Webseite“ gewählt wurden. „Ja super“, wird sich mancher SEO (und damit auch viele Agenturen) gedacht haben, dann nehmen wir doch häufig diese Ankertexte und auf geht’s Pinguine erlegen. Doch Stop! Auch hier hat die Natürlichkeit ihre Grenzen!

Mit „natürlichem Linkaufbau“ hat das nichts bis wenig zu tun. Außerdem passen „Linkaufbau“ und „natürlich“ nicht gut zusammen und Google-konform ist Linkaufbau im großen Stil von vornherein nicht. Das betrifft aber letztendlich alle, die gezielt nach Backlinks suchen. Wenn man noch weiter gehen würde, könnte man sich auch die Linkquellen anschauen. Erkennt man hier eventuell weitere Muster?

Zurück zu den Ankertexten: Viele Agenturen empfehlen die Verwendung des Domainnamens als Ankertext. Hier muss ich sagen: Ja, das ist immernoch besser als „Möbel“, aber auch hier sollte man mit Bedacht vorgehen. Ist es nicht komisch, wenn es viele Links mit „markenname.de“, „Markenname“ etc. gibt, aber niemand in der Google-Suche nach dieser Domain bzw. dem Namen sucht? Wieso empfehlen urplötzlich viele Domains eine Webseite mit deren Namen, wenn es keine Nachfrage nach dem Website-Namen gibt?

Selbstverständlich sind viele Links mit dem Domainnamen natürlicher als Ankertexte mit SEO-Fokus, aber auch diese Ankertexte müssen (in ihrer Anzahl) aus meiner Sicht in Relation zur Nachfrage nach dem Domainnamen stehen. Ansonsten ist auch das nicht natürlich.

Ankertexte (und Linkziele) müssen im Kontext Sinn ergeben

Natürlichkeit erreicht man nicht dadurch, dass man im Schülerforum aus dem Satz „meine Einschulung habe ich hier gefeiert“ mit dem Ankertext „hier“ auf die Schlafzimmermöbelseite eines Möbelshops verweist. Linktexte und Linkziele müssen aus dem Kontext heraus Sinn ergeben! Es gibt zwar auch Crossrelevanz (z.B. kann ein Link von einer Domain über Sport auf eine Einrichtungsseite durchaus sinnvoll sein. Das hängt aber vom Thema der Unterseite ab), aber diese auch nicht bis ins Unendliche.

Das Ziel beim Linkaufbau ist nicht der Link – sondern die Ansprache der Zielgruppe sowie die Erhöhung des Traffics durch diesen Link. Deshalb nennen wir unsere Linkaufbauaktivitäten bewusst nicht „Linkaufbau“ sondern „Linkmarketing“ und „Outreach„. Unser Ziel ist es, über Verlinkungen von relevanten Seiten auf die Produkte unserer Kund:innen aufmerksam zu machen und nicht „nur“ Links zu setzen.

Was die Ankertexte betrifft, ist aus meiner Sicht das klassische SEO-Denken häufig fehl am Platz. Begeistert lieber den Webmaster für euer Produkt und lasst ihn auf euch mit seinen Worten verlinken, ohne das Vorgaben gemacht werden. Wenn er nur einen Link setzen will, ist das eben so. Wenn er fünf Links setzen möchte, ist das auch ok. Warum es immer zwei Links sein müssen, ist für mich ein SEO-Mythos.

Auch ein exakter Keywordlink ist kein Weltuntergang. Wie sieht es denn aus, wenn aus einer Aufzählung folgende Verlinkungen generiert werden: „… bietet Schränke (mehr hier), Tische (da) und Kommoden auf (klick)“? Aus meiner Sicht nicht natürlich! Das machen nur SEOs, die sich vor dem Schreckgespenst Keywordlink verstecken wollen. Wenn man für ein Keyword ranken möchte, ist dessen (gehäuftes) Auftreten in Ankertexten gar nicht notwendig.

Fazit

Wow ist der Artikel lang geworden. Respekt an all diejenigen, die jedes Wort gelesen haben! Für alle anderen hier die Kurzfassung:

  • Ankertexte müssen im Kontext Sinn ergeben
  • „hier“ oder „domainname.de“ sind nicht der Schlüssel zum Aufbau einer Vielzahl an Links
  • Keywordslinks können dosiert eingesetzt werden

Denkt bitte daran, einzelne Keywordlinks werden eurer Seite nicht schaden! Es kommt immer auf das Verhältnis zu anderen Faktoren und Signalen an.

Worüber man sich noch Gedanken machen sollte:

  • Auswahl der Linkquellen
  • Auswahl der Linkziele
  • Faktor Zeit
  • Kookkurrenz/Kozitierung

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