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Wie man im Web3 überlebt und gedeiht

Jan Gutkuhn
Jan Gutkuhn
Director Web3 & Partner
Länge
8 Min. Lesezeit
Datum
3 Mai 2022

Nachfolgend finden Sie die wichtigsten Erkenntnisse aus unserer Panel-Diskussion im Rahmen der DEPT®-Veranstaltung „Web3: Eine neue Ära für das Internet“.

Um die gesamte Diskussion zu sehen, scrollen Sie zum Ende dieser Seite oder sehen Sie sich die Aufzeichnung auf YouTube an.

Die Panelists

Neben unserem Host Tobias Cummins, Director bei DEPT® diskutierten folgende vier Web3-Expert:innen:

  • Paula Marie Kilgarriff, Web3.0 Consultant
  • Mike Charalambous, CEO von Threedium
  • Stefania Barbaglio, Gründerin von Cassiopeia Services
  • Tim Walther, Metaverse & NFT bei Volkswagen Group

Im Folgenden werden viele Web3-Themen erörtert, u. a. wie man sich auf das Web3 vorbereiten kann, wie das Metaversum aussehen wird und wie sich Marken daran beteiligen können.

Wo sollten Marken anfangen? 

Paula Marie Kilgarriff: Im Bereich Mode/Einzelhandel ist der Web3-Raum im Grunde ein virtuelles 3D-Einkaufserlebnis. Daher sage ich den Marken, dass sie 3D-Assets erstellen und ihre Website für 3D vorbereiten müssen.

Wenn ich von virtuellen Geschäften spreche, meine ich nicht VR und Headsets. Verwenden Sie Ihren Webbrowser, um mit einer Website zu interagieren, die 3D-Objekte enthält. Diese 3D-Objekte geben den Kund:innen die Möglichkeit, bestimmte Arten von Produkten online mitzugestalten.

Mike Charalambous: Ich stimme absolut zu. Wir sind eigentlich mehr Web2.5-Advocates. Der Grund dafür ist, dass die meisten Marken und Agenturen ihre Einnahmen an ihre E-Commerce-Shops gebunden haben.

Bevor man in die 3D-Welt eintauchen kann, muss ein stabiles System aufgebaut werden. 3D ist keine Standardfotografie. Diese Objekte haben ihre eigene Lichtumgebung und ihr eigenes Verhalten.

Sobald Marken also die Technik hinter 3D-Objekten verstehen und wissen, wie verschiedene Handelslösungen 3D nutzen, können AR-Produktentdecker:innen innovativ sein und bestimmte Verhaltensweisen der Kund:innen auslösen. So können sie Daten sammeln und sie an Avataren testen.

In welchen Bereichen muss man ready sein für das Web3? 

Tim Walther: Generell müssen Sie sich intensiv mit dem Web3 auseinandersetzen und sich bewusst sein, was in diesem Bereich passiert, weil er sich so sehr von Web2 unterscheidet.

Die Kund:innen für Ihre NFTs werden ganz anders sein als die Kund:innen der Vergangenheit. In der Vergangenheit hatten Sie vielleicht Fans, zu denen Sie sprachen, aber jetzt (wenn Sie ein NFT verkaufen) haben Sie kleine Aktionär:innen.

Um es richtig zu machen, brauchen Sie eine funktionierende Roadmap, müssen Ihre Communities ansprechen und wissen, wie diese mit dem Web3 interagieren. Das Risiko, etwas falsch zu machen, ist groß.

Um zu testen und zu lernen, sollten Sie gute Partner:innen finden, die sich bereits bewährt haben. Lernen Sie von ihnen und machen Sie erst dann einen größeren Schritt nach vorn.

Ist das Web3 für gewisse Marken relevanter als für andere? 

Stefania Barbaglio: Ja, ich denke, dass ist nicht nur für Mode, sondern für den gesamten Luxusmarkt der Fall. Schmuck, Autos, Getränke, usw. Alles, was eine Möglichkeit zur Authentifizierung benötigt, könnte von der Blockchain-Technologie profitieren. Sogar der Sekundärmarkt, so dass Käufer:innen überprüfen können, ob ihre Käufe echt sind. 

Tim Walther: Vor einem Jahr waren NFTs mehr oder weniger digitale Bilder und Kunstwerke, die mit der Blockchain verbunden sind. In den letzten Monaten haben wir außerdem gesehen, was mit einem Smart Contract passieren kann.

Wenn man nun ein NFT mit einem Smart Contract verbindet, dann kann so ein NFT zu einer Community werden. Es kann ein Schlüssel oder eine persönliche Beziehung zu Ihrer Marke werden.

Ich bin mir sicher, dass in den nächsten Monaten oder Jahren Dinge auftauchen werden, die wir uns im Moment noch gar nicht vorstellen können.

Das Metaversum ist das Zeitalter, in dem die Menschen digitale Güter genauso besitzen wie physische Güter.

Mike Charalambous, CEO von Threedium

Was ist der aktuelle Stand des Metaverse?

Paula Marie Kilgarriff: Ich würde nicht von „dem einen Metaverse“ sprechen. Wir nutzen die Technologie, um virtuelle 3D-Experience zu schaffen, die zur Customization und Co-Creation ermutigen.

Wenn man sich die Sache einmal genauer ansieht, sind einige Metaversen zentralisiert, andere dezentralisiert, einige haben Token, andere nicht, einige sind VR, andere AR.

Es gibt ein Luxus-Metaversum oder ein Massenmarkt-Metaversum, eines für den Einzelhandel und ein anderes für Lifestyle und Unterhaltung.

Marken finden heraus, wo die Kund:innen ihre Touchpoints und Journeys haben und verstärken sie mit verschiedenen Arten von Technologie. Es geht wirklich darum, andere Erfahrungen zu ergänzen, nicht zu ersetzen.

Der wahre Wert von 3D-Objekten liegt in der Fähigkeit zu verstehen, was die Kund:innen wollen, wann sie es wollen und wie sie es wollen.

Mike Charalambous: Die wichtigste Erkenntnis ist, dass das Metaverse alles sein kann, was Sie wollen.

Hier ist meine Art, es aufzuschlüsseln: Das Metaversum ist das Zeitalter, in dem die Menschen digitale Güter genauso besitzen wie physische Güter.

Es ist keine Schmetterlings-Einhorn-Wolkenwelt, in der man tanzen und fliegen kann.

Es ist das Zeitalter, in dem die Konsument:innen ihr Verhalten ändern und bereit sind, Geld auszugeben, um etwas digital zu besitzen, weil sie wissen, dass der Besitz verschiedene Ebenen von Belohnungen und Zugänglichkeit für sie freischalten kann.

Jede:r hat die Möglichkeit, etwas zu schaffen. Jede:r hat die Möglichkeit, dort zu sein, wo er oder sie sein möchte. Im Grunde genommen wird die Welt des Metaversums als neue Form der Social Media-Kanäle fungieren.
 
Betrachten Sie die Metaverse-Welt also immer als einen Social-Commerce-Kanal, in dem die Menschen auf unterschiedliche Weise mit Marken interagieren werden. Es wird neue KPIs geben, wie z. B. „play to earn“, „wear to earn“ oder „sweat to earn“. Die Art und Weise, wie Influencer:innen und Ambassadors Wertschätzung erfahren, wird sich ändern – und zwar nicht aufgrund ihres Aussehens (schöne Gesichter oder schlanke Körper), sondern aufgrund der Beiträge, die sie in diesem Bereich leisten.

Und Metaverse und NFTs müssen nicht unbedingt zusammenpassen. NFTs haben die Form eines CRM für die Marke, eine Form des Nutzens. Sie erschließen oder verbessern Ihre Beziehung. NFTs sind nur das Mittel zum Zweck, eine zusätzliche Möglichkeit, den Kund:innen Belohnungen und ein stärkeres Gefühl der Eigenverantwortung zu bieten.

Jede Marke, die dies nicht versteht, wird von nun an Marktanteile verlieren. 

Es ist wie in den Anfängen der sozialen Medien, mit kleineren Plattformen gegen Facebook. Facebook kam und hat alle überrollt. Es könnte eine Metaverse-Welt entstehen, die sich durchsetzt und ein riesiges Volumen gegenüber allen anderen hat.

Aber es wird auch einige spezialisiertere Mikroversen geben.

Wo ist Vorsicht geboten?

Mike Charalambous: Aus Markensicht gibt es zwei wichtige Aspekte:

1. Finanzielle Fallstricke im Zusammenhang mit Blockchain und Kryptowährungen
2. Die Tatsache, dass die Besteuerung in diesem vollständigen Metaversum-Ökosystem (noch) nicht berücksichtigt wird

Das macht es für Marken schwer, robuste kommerzielle Strategien zu entwickeln. Und das zwingt sie dazu, viel Geld für Steuerberatungen auszugeben. Sie haben Angst, dass ihr öffentliches Image beeinträchtigt werden könnte, wenn jemand etwas im Metaverse tut.

Auf der Verbraucherseite haben die Konsument:innen vor allem Angst davor, dass die Beziehung zu ihrer Marke nicht von Dauer sein könnte. Wie kann ich sicherstellen, dass dieser Token mir im echten Leben einen Nutzen bringt?

Es mangelt ihnen an Vertrauen, dass die Marken bereit sind, diese Beziehungen auf Dauer aufrechtzuerhalten und zu pflegen.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Paula Marie Kilgarriff: Web3 und Web3-Protokolle für die Mode-Lieferkette.

So könnte es sein, dass Zara seinen Stakeholdern eine neue Kollektion vorstellt und diese dann in Echtzeit darüber abstimmen, welche Produkte in dieser Lieferkette hergestellt werden. 

Stefania Barbaglio: Avatare und digitale Identitäten. Es wird neue Wege geben, Einfluss zu nehmen. Die Community kann für Marken mitbestimmen, welche Art von Influencer:innen ausgewählt wird. 

Tim Walther: Für mich ist es die Community. Und damit ist auch wirklich die Web3-Community gemeint. Wie lösen wir das Problem X? Das passiert im Marketing nicht so oft, aber wir sitzen hier alle im selben Boot.

Was mir an der Technologie gefällt, ist, dass sie eine Kreativität im Marketing und in der Kommunikation freisetzt, die wir seit Jahren nicht mehr hatten. Social Media 2.0 war sehr cool, sehr interessant und hat viele Ideen freigesetzt, aber jetzt haben wir etwas, wo wir im Grunde jeden beliebigen Nutzen hinzufügen können.

Und das führt mich zum dritten und letzten Punkt, nämlich dass man näher an die Kund:innen herankommen kann. Man kann Marken und Kund:innen eins zu eins zusammenbringen. Eine echte Beziehung. 

Mike Charalambous: Worauf wir uns sehr konzentrieren, ist das Konzept des Connected Commerce oder des Metahandels. Wie können wir Assets nehmen, sie einmal erstellen, aber dreimal verkaufen – physisch, digital und im Metaversum – mit konsistenten Erfahrungen.

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