Während der Content in Headless-Lösungen von der Commerce-Plattform getrennt wird, werden demgegenüber beim Composable Commerce alle individuell ausgewählten Best-of-Breed-Lösungen auf einer Ebene zusammengebracht. Jede Komponente des Commerce-Erlebnisses, von der Suche bis zur Bezahlung, kann so von einer einzigen unabhängigen Verknüpfung oder einem Tool beeinflusst werden. Dieser Ansatz klingt zunächst nach einer Verstärkung der Herausforderungen, die durch Headless entstehen – allerdings wird dem Unternehmen durch die Konzentration auf die Erfüllung der spezifischen Geschäftsanforderungen die Kontrolle über das Kundenerlebnis zurückgegeben.
Der Begriff „Composable Commerce“ wurde erstmals 2020 in einer Gartner Studie geprägt. Im Rahmen der Studiewird der Begriff „Headless“ als Schlagwort kritisiert, da man trotz allem immer noch einen Kopf (“Head”) oder eine Benutzeroberfläche (“UI”) benötigt. Demnach sollten viele dieser Köpfe zukünftig auch für ein nahtloses digitales Erlebnis sorgen. Die ersten Anwender:innen des „Headless“-Ansatzes haben dieses Problem aus erster Hand zu spüren bekommen, da ihre Unternehmen nicht mehr in der Lage waren, bestimmte Aspekte des digitalen Erlebnisses zu verwalten. Statt eines „Headless“-Ansatzes liegt die Lösung also in einem schrittweise, modularen Ansatz mit gebündelten Geschäftsfunktionen, bei denen der/die Business-User:in die Kontrolle über die Gestaltung behält: Composable Commerce.
Was ist Composable Commerce?
Composable Commerce ist ein Entwicklungsansatz, der mit Hilfe von Packaged Business Capabilities (PBC) ein modernes Commerce-Erlebnis ermöglicht, das vom Unternehmen selbst definiert wird. Die daraus resultierende Composable Architecture wird aus Best-of-Breed-Commerce-Komponenten aufgebaut bzw. zusammengesetzt. Jede Komponente kann unabhängig eingesetzt und ausgetauscht werden, was die Integration mit jeder verfügbaren Anwendung und Tools ermöglicht. Dieser offene Charakter von Composable Commerce bietet die Freiheit und Flexibilität, ein völlig einzigartiges und maßgeschneidertes Commerce-Erlebnis zu schaffen. Aus diesem Grund sieht Gartner in Composable die Zukunft der Applikationen und prognostiziert, dass Unternehmen, die einen intelligenten Composable-Ansatz verfolgen, die Konkurrenz bis 2023 um 80 % in der Implementierungsgeschwindigkeit von Funktionen übertreffen werden.
In der The Forrester Wave™ B2C Commerce Solutions for Q2 2022 Studie stellt Forrester fest, dass modulare, Cloud-native Commerce-Lösungen nicht mehr nur für die digital reifsten Unternehmen in Frage kommen: „Moderne Commerce-Technologien sind anpassungsfähiger und bieten den digitalen Unternehmen, die sie nutzen, mehr Stabilität.“
Composable Commerce & Business First Approach
Der Hauptunterschied zwischen Headless und Composable Commerce liegt in der Verwendung von Packaged Business Capabilities (PBCs). Gartner definiert PBCs als Softwarekomponenten, die eine klar definierte Geschäftsfunktion repräsentieren, welche von einem/einer Business-User:in als solche erkannt werden kann. PBCs adressieren spezifische Geschäftsanforderungen wie Suche, Zahlung, CRM, Versand, Bestandsmanagement usw. Jeder PBC ist steckbar, skalierbar und austauschbar, ohne die anderen zu beeinträchtigen. Somit ist Composable Commerce businessorientiert, während Headless Commerce Developer-orientiert ist.
PBCs bestehen aus mehreren kleineren Komponenten, die als Microservices bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um autonome Dienste, die alle zusammenarbeiten. Obwohl sie oft winzig sind, entsprechen einige Microservices den Standards für einen PBC. Technisch gesehen umfasst eine PBC einen begrenzten Satz von Datenschemata und einen Satz von Services, APIs und Event-Channels. Wenn es um Composable Commerce geht, sollten sich Business-User:innen auf PBCs konzentrieren, um den Schwerpunkt auf die Geschäftsfunktionalität zu legen.
Das Vor- und Nachteil von Composable Commerce
Jedes Unternehmen, das mit Headless Commerce zu tun hat, ist wahrscheinlich nicht begeistert, wenn es ein weiteres Schlagwort als Lösung für alle seine Probleme hört. Aber für viele E-Commerce-Anwendungen ist die Verwendung von Headless Commerce der erste Schritt zu einer Composable Architecture. Die folgende Liste von Vor- und Nachteilen soll Ihnen helfen, die Auswirkungen des Wechsels zu einer Composable Architecture besser zu verstehen und zu entscheiden, ob dies die richtige Wahl für Sie ist:
Wann ist Composable Commerce die richtige Wahl?
Die wichtigsten Überlegungen bei der Entscheidung für Composable Commerce sind:
- Wie wichtig sind optimierte Commerce-Erlebnisse in Ihrem Markt? Ist Ihr Markt wettbewerbsbetont und ändert sich schnell?
- Wie komplex ist Ihre aktuelle Infrastruktur? Müssen Sie z.B. alle Implementierungen einen Monat vor dem Black Friday einfrieren, um zu verhindern, dass der Webshop zusammenbricht?
- In welchem Maße ist die Marketingabteilung von der IT-Abteilung abhängig? Wer kontrolliert die Frontend-Experience?
- Wie flexibel kann Ihre Architektur bei Bedarf skaliert werden?
- Wie wichtig ist Innovation für Ihren langfristigen Erfolg? Bietet Ihre derzeitige Architektur die Flexibilität und die Markteinführungszeit, die Sie benötigen?
- Ist Ihre IT-Abteilung in der Lage, den technischen Aufwand zu bewältigen, der durch die Verbindung und Wartung verschiedener Tools entsteht?
Erste Schritte Richtung Composable Commerce
Mit dem Composable-Ansatz können Sie die beste Lösung für Ihre spezifischen Geschäftsanforderungen auswählen. Ausgangspunkt ist der Gedanke, dass es nicht die eine beste Lösung für alles gibt, die für jedes Unternehmen funktioniert.
Mehr Artikel?
Alle Artikel ansehenFragen?
VP eCommerce Europe