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Wie emotionale KI Marketingstrategien verändert

Max Pinas
Max Pinas
Executive Creative Director
Länge
6 Min. Lesezeit
Datum
1 April 2021

Das Emotionen unser Verhalten bestimmen ist kein Geheimnis. Aber was wäre, wenn Marken Gefühle so nutzen könnten, dass aussagekräftige Botschaften bei Verbraucher:innen gezielt ankommen? Dank künstlicher emotionaler Intelligenz ist das bereits Realität: Eine Technologie, die Verhaltens- und Sinnesdaten vereint und es Marken ermöglicht, physische und digitale Erlebnisse zu hyper-personalisieren. Alles, um den Absatz zu steigern. Aber wie genau wird diese Technologie die Art und Weise, wie Verbraucher:innen angesprochen werden, verändern?

Was ist künstliche emotionale Intelligenz?

Künstliche emotionale Intelligenz ist eine Form von Technologie zur Emotionserkennung. Sie ermöglicht es Geräten, die Teil unseres Alltags sind, unser verbales und nonverbales Verhalten zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Zahlreiche Tech-Giganten und Startups investieren seit über einem Jahrzehnt in die Emotionserkennung, wobei sie Mittel wie Algorithmen, Gesichtserkennung und Stimmanalyse einsetzen. Eine Technologie, die wahrscheinlich auf alle Branchen – von Videospielen bis hin zum Marketing – Einfluss haben wird. Die Möglichkeit, mithilfe von emotionaler KI persönlichere User Experiences zu schaffen, kann Marken dabei helfen, empathisches Marketing in Echtzeit zu entwickeln. Ein Konzept, das bis vor kurzem für unmöglich gehalten wurde. Da Verbraucher:innen schon seit langem ein menschlicheres Marketing fordern, könnte emotionale KI die Lösung zu aller Zufriedenheit sein.

Das Potenzial emotionaler KI nutzen

Der Mensch kann Gefühle immer noch am besten deuten, aber Maschinen werden immer besser, indem sie ihre Stärke nutzen: die Analyse großer Datenmengen in kurzer Zeit. Das Erkennen und Interpretieren menschlicher Emotionen innerhalb gesammelter Daten, ermöglicht es Marken, ein tieferes, nuancierteres Verständnis für Kund:innen zu entwickeln.

Ein Beispiel ist Affectiva – ein in Boston ansässiges Unternehmen, das sich auf KI im Automobilbereich und Werbeforschung spezialisiert hat. Mit dem Einverständnis der Kund:innen erfasst Affectiva Makro- und Mikro-Gesichtsreaktionen auf verschiedene Werbung. So erhalten Unternehmen einen tieferen Einblick, was Menschen wirklich über ihre Werbung denken und ob sie eine Kaufabsicht haben, nachdem sie die Werbung gesehen haben. Marken können aufgrund der Erkenntnisse ihre Anzeigen verfeinern und sicherstellen, dass die richtige Botschaft bei der entsprechenden Zielgruppe ankommt. Studien beweisen, dass Verkäufe zweistellig steigen können, wenn Werbung positiv emotional auf potentielle Kund:innen wirkt. Emotionale KI ermöglicht es Marketingexperten, hoch personalisierte und zielgerichtete Anzeigen und Botschaften zu entwickeln, um letztlich den Umsatz zu steigern. Eine interessante Möglichkeit, sich als Marke von der Masse abzuheben und Kund:innen auf differenzierte, individuell angepasste Weise über den gesamten Sales Funnel anzusprechen.

Neben Online-Werbung kann emotionale KI auch genutzt werden, um Kund:innen stärker zu binden und eine dauerhafte Beziehungen mit ihnen aufzubauen. Chatbots, die KI-Technologie nutzen, können Persönlichkeitsmerkmale von Kund:innen identifizieren und herausfinden, wie sich emotionale Reaktionen auf die Produkt-oder Dienstleistungswahl auswirken. Auf Grundlage der Antworten einer Person kann ein Chatbot sie zum geeignetsten Websiteinhalt oder alternativ zu einem Live-Kundenbetreuer leiten. Dies ist eine einfache Möglichkeit, die von allen Branchen eingesetzt werden kann, um den Verbraucher:innen eine relevantere Botschaft zu vermitteln. Für B2B-Unternehmen ist Personalisierung besonders wichtig, da B2B-Kund:innen laut Google-Forschung im Durchschnitt emotional stärker mit ihren Anbietern und Dienstleistern verbunden sind als die Endkunden. Begründet ist diese starke emotionale Bindung darin, dass B2B-Kund:innen nicht nur für sich selbst, sondern für ihr gesamtes Unternehmen kaufen und eine starke emotionale Bindung zum Lieferanten dadurch wichtiger ist.

Doch das ist nicht alles: Emotionale KI kann auch in Echtzeit eingesetzt werden, um Verbraucherverhalten in Geschäften zu analysieren. Beispielsweise könnte die Einzelhandelsbranche die Technologie nutzen, um zu verstehen, was Käufer:innen über das, was sie kaufen oder nicht kaufen, wirklich denken. Kleine Sensoren und Kameras rund um die Schaufenster könnten zeigen, was potenzielle Kund:innen über die Preise, die Verpackung und sogar über das Branding denken. Wenn jemand auf ein Preisschild schaut und die Stirn runzelt, wäre es wahrscheinlich angebracht, die Preise zu senken. Wenn Käufer:innen beim Betrachten einer Verpackung verwirrt wirken, kann es sinnvoll sein, die Verpackung neu zu gestalten oder zu vereinfachen. Frustrierte Gesichtsausdrücke in Bezug auf Regalplatzierung und Ganganordnung können ein guter Indikator sein, über eine neue Anordnung der Einrichtung nachzudenken.

Die Veränderungen werden kommen – allerdings recht langsam

Das Versprechen, Verbraucher:innen auf Grundlage von etwas, das lange als nicht greifbar galt, einzuschätzen und zu binden, ist das große Potential von empathischem Marketing in Echtzeit. Aber die Einführung dieser Technologie wird angesichts der Datenmenge, die sie benötigt und wegen ihres aufdringlichen Charakters nur schrittweise erfolgen. Verbraucher:innen sind auf ihre Privatsphäre im Internet bedacht, und viele fühlen sich bei dem Gedanken an Aufnahmen ihrer Bewegungen und Mimik unwohl. Diese sind Gründe, die den Einsatz emotionaler KI im Marketing verlangsamen werden. Entscheidet sich ein Unternehmen jedoch für den Einsatz der Emotionserkennung, ist es wichtig, das Vertrauen der Kund:innen zu gewinnen. Hier ist Transparenz entscheidend. Welche Daten auf welchem Weg gesammelt werden und wofür genau die Daten verwendet werden, sollte jedes Unternehmen verständlich und deutlich kommunizieren. Ehrlichkeit ist von entscheidender Bedeutung, wenn man bedenkt, wie invasiv diese Technologie sein kann. Zusätzlich kann Kund:innen ein Ausgleich angeboten werden, um ihnen für ihre Teilnahme zu danken.

Personalisierung auf das nächste Level heben

Um ihre Kund:innen besser zu verstehen, sollten Unternehmen in naher Zukunft ihren Schwerpunkt verlagern. Neben traditionellen Vertriebskennzahlen sollten sie sich auch auf direktes und indirektes Kundenfeedback konzentrieren. Sobald sich die KI-Technologie verbessert, können Unternehmen demografische, verhaltensbezogene und emotionale Daten nutzen, um potentielle Zielgruppen gezielt zu erreichen und ihnen Marketingbotschaften und Produkte anzubieten, die für sie wirklich relevant sind. Emotionale KI wird es Marken schon bald ermöglichen, relevantere Botschaften an ein stark segmentiertes Publikum zu übermitteln – und so nachhaltigere Customer Experiences zu schaffen.

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